Warum sich eine Mediation bei einer Trennung oder Scheidung immer lohnt und wie ein gemeinsamer Neustart als Familie gelingen kann

„Wir haben uns entschieden zu trennen.“ erzählt meine Freundin mir am Telefon. „Würdest Du mir zu einer Mediation raten… und wie können wir am besten die Kinder involvieren?“
Uff, in mir zieht sich alles zusammen. Nicht nur, dass es mir so unglaublich leid tut für sie und ihre kleine Familie, ich weiß, wie steinig eine Scheidung für alle Familienmitglieder werden kann. Egal aus welcher Perspektive betrachtet.
Scheidungs- und Trennungsprozesse sind in den meisten Fällen eine äußerst emotionale Angelegenheit. Die Hintergründe sind so vielfältig und komplex, da gilt es sämtliche Bedürfnisse sowie insbesondere Emotionen, bestehende Verletzungen und Beziehungsdynamiken zu berücksichtigen und für diese einen entsprechenden „Raum“ zu schaffen. Sonst eskaliert das Ganze schneller als Du das Wort Mediator Köln in die Googlesuche eingeben kannst.
Insbesondere wenn keine direkte Einigkeit besteht und unter Einbeziehung betroffener Kinder, für die ein Trennungsprozess schwer zu ertragen ist, ist eine Mediation, also ein ganzheitlich begleitender Ansatz, in meinem Augen die einzige, familienfreundliche Alternative als der klassische Scheidungs- oder Rechtsweg. Dieser kann in den wenigsten Fällen gewährleisten, dass ausreichend intensive Gespräche und Aussprachen stattfinden und fokussiert sich meist ausschließlich auf die rechtliche Klärung der einzelnen Themen. Nur, dass diese bei Trennungen und Scheidungen eigentlich nie im Vordergrund stehen, sondern die emotionalen Angelegenheiten: die Verletzungen, Enttäuschungen, falschen Erwartungen und die ganze Wut oder Trauer darüber.
Mit einer Familienmediation kann ein Weg gefunden werden, der wirklich für alle passt
Wenn es „richtig gut“ läuft ist ein Vergleich das Ergebnis einer rechtlichen Auseinandersetzung im Falle einer Scheidung. In den Augen einer Mediatorin ist jedoch ein Vergleich nichts anderes als ein (schlechter) Kompromiss – jede Seite rückt ein Stückchen näher an die Mitte heran, ist jedoch nicht zufrieden und super wichtige Bedürfnisse und Aspekte bleiben völlig unberücksichtigt.

Im Rahmen von sehr emotionalen, familiären Themen und Streitigkeiten, in denen langfristige Einigungen, die gemeinsam getroffen werden, besonders wichtig und gleichzeitig besonders schwer zu erreichen sind, ist ein Kompromiss kein stabiles Fundament und es besteht die große Gefahr, dass bei der ersten Herausforderung das Ganze bereits erneut in sich zusammen fällt.
Genau hier liegen die Chancen der Mediation. Eine Familienmediation schafft den sicheren und geschützten Raum und Rahmen, in dem alle Themen, zu denen Lösungen gefunden werden müssen (wie bspw. der Umgang mit dem gemeinsamen Haus oder der gemeinsamen Wohnung, die Ferienaufteilung der gemeinsamen Kinder, die Vermögensaufteilung, uvm.) zu klären. Der Lösungsweg basiert ausschließlich auf den Bedürfnissen und Wünschen der Betroffenen. Es geht darum, jetzt einen Weg zu finden, der für alle gleichermaßen passt – mit Lösungen, die viel mehr sind als ein Kompromiss.
Auch der gemeinsame Weg über eine Mediation ist nicht einfach. Die familiären Konflikte oder Streitthemen der Partnerschaft aufzuarbeiten und beizulegen erfordert ein hohes Maß an Bereitschaft sich den alten Wunden und schwierigen Emotionen zu stellen.
Trennungskonflikte kosten besonders viel Kraft – mit der richtigen Unterstützung können sie deutlich besser überstanden werden
In meiner Praxis sehe ich deutlich, dass Konflikte innerhalb der eigenen Partnerschaft oder Familie besonders viel Energie und Kraft kosten und in großem Maße belasten. Für die meisten ist es deshalb unglaublich hilfreich und unterstützend, sich innerhalb dieser kräftezehrenden Zeit regelmäßig einer außenstehenden Person anzuvertrauen und dadurch sowohl Entlastung zu erfahren als auch Klarheit und Struktur inmitten dem emotionalen Chaos zu erlangen.
Auseinandersetzungen zwischen Elternteilen über Sorgerechtsthemen und die gemeinsamen Kinder, die sehr viel Energie binden und Unsicherheiten, Ängste und Sorgen schüren, sollten in meinen Augen immer kompetent und ganzheitlich begleitet werden.

Denn: die neue Situation ist auch eine große Chance neue Kompetenzen zu erlangen, wenn es einem gelingt mit der richtigen Unterstützung einen für sich guten und gesunden Umgang damit zu finden. Das wiederum wirkt sich extrem fördernd auf das gesamte Miteinander in der neuen Familienkonstellation und eine langfristige gemeinsame Basis aus.
Nur auf diese Weise können langfristige, vor allem jedoch friedliche Lösungen gefunden und die Familie darin unterstützt werden, wieder zueinander zu finden – auf einer ganz neuen und dennoch gemeinsamen Ebene.